Im Vergleich zum Federbein meiner RnineT Scrambler ist das Serien-Federbein der 800ST eine Wohltat (vor allem auf schlechten Landstraßen), ohne bei normaler Fahrweise schwammig zu wirken. Deswegen habe ich an der NineT erst auf Bilstein und dann auf ein Wilbers 642 gewechselt. Nun ist sie besser, aber immer noch nicht so gut wie die F800ST. Will sagen: Das Serienbein scheint so schlecht nicht zu sein.
Offenbar empfehlen alle Zubehör-Hersteller tendenziell eher harte Federn und sehr straffe Dämpfungen: Serie bei der NineT ist 120 N/mm bei max. Zuladung von gut 200 kg und 140 mm Federweg. Öhlins, Wilbers und Bilstein empfehlen durchgehend 140 N/mm, also härter, obwohl sie teils mehr Federweg bieten (mein Wilbers erlaubt 163 mm) und ich ausschließlich Solobetrieb (87 kg) angegeben habe (Soziussitz und -Rahmen sind entfent). Verstehe das, wer will. Mittlerweile bin ich auf eine 110er Feder runter gegangen, damit wird es langsam erträglich. (Macht aber weniger aus, als ich vermutet habe - offenbar liegt das Geheimnis zu 90% in der Auslegung der Dömpfungsstufen, vor Allem Highspeed-Druckstufe).
Aber immer noch liegt die 800ST besser und satter auf de Straße, ohne Nachschwingen, Aufschaukeln etc. Will sagen: Bei der oft so hochgelobten "individuellen Abstimmung" der Austausch-Federbeine bin ich mehr als skeptisch. Für so ziemlich jede Zuladung/Fahrstil etc. wird die gleiche Feder (140 N/mm) empfohlen, und die Dämpfungsstufen sind auch immer gleich. So what?
Woran das maue Fahrwerk der NineT liegt, darüber streiten die "Experten" seit Jahren: Schwerer Hinterbau (Karden): Käse, Schwinge und Antrieb wiegen bei der F800 fast 1 kg mehr. Ungünstigeres Verhältnis ungefederte/gefederte Massen: Auch hier liegt die F800 eher schlechter (Hinterbau schwerer, Gesamtgewicht leichter). Geringer Federweg der NineT: Auch hier hat die F800 nicht mehr zu bieten. Diese angeblichen Gründe scheiden also alle aus. Irgend was scheint BMW bei der 800ST richtig gemacht zu haben, mein Hauptverdächtiger liegt in der Auslegung der Druckstufen-Dämpfung bei verschiedenen Kolbengeschwindigkeiten. Da komme ich auch mit der getrenten Druckstufen-Einstellung Hi-/Lowspeed beim Wilbers 642 nicht ran.
Ich würde also vermuten, dass Dir diese "Aufrüstung" nur eher wenig Freude bringen wird.
Zum Einstellbereich bei Wilbers: 800ST und Scrambler werden beide direkt angelenkt, die Hebelverhältnisse scheinen auch ähnlich, ebenso wie Gewicht und Zuladung. Ich vermute also im Original eine Feder zwischen 120 und 140 N/mm. Wenn Dir der Verstellbereich am Original ausreicht, würde ich es gut sein lassen, Sollte da was hakeln oder über Gebühr unkomfortabel sein, würde ich eine Überholung anstreben (sofern möglich, nicht alle Federbeine sind wartbar).
Beim Wilbers würde das bedeuten: Du stellst zuerst mit offener hydr. Spannvorrichtung per Hakenschlüssel den Negativ-Federweg für Dich alleine ein. Von diesem Punkt kannst Du dann mit Sozius weitere 10 mm Federvorspannung hydraulisch dazugeben, also mutmaßlich 1400 N entsprechend ca. 140 kg.
Solltest Du am Ende doch bei einem Wilbers mit (ich prophezeie mal ketzerisch) 140 N/mm landen, dann bedeutet eine Vorspannung um weitere 10 mm eine Erhöhung der Federkraft im Ruhepunkt (mit Beladung, 30-40 mm Negativ-Federweg) um ca. 140 kg. Sollte für die gängigen Sozia gerade so ausreichen.Falls nicht, würde ich eher die Sozia als das Fedebein wechseln.
Eine progressive Feder von Hyperpro sehe ich bei dem wechselnden Einsatzzweck auch eher skeptisch: Die Feder-Kennlinie wird von Hyperpro nicht angegeben. Im Ruhebereich (normaler Negativ--Federweg 30-40 mm) wird sie eher weicher sein, die gleiche Änderung des Vorspann-Weges bewirkt also weniger bei der Federkraft, das könnte dann knapp werden, um zwischen Solo- und Soziusbetrieb umzuschalten. Schade, denn eigentlich hat die progressive Idee für mich schon einen Reiz. Aber leider geizen alle Hersteller mit konkreten Daen - warum eigentlich? Damit sich um das Thema mehr schwurbeln lässt und die Leute meinen, sie müssten was neues/besseres kaufen?
