das blöde an zwei Rädern ist, dass das dritte stützende zum Aufspannen einer Ebene fehlt. Und so kommt es mal hier, mal da so vor, dass auch mal der Lenker oder die Sturzpads als Stütze herhalten müssen, wie bei mir jüngst geschehen.

Blöderweise hat's dabei auch das Kombiinstrument erwischt mit der Folge, dass das Glas des Drehzahlmessers gerissen ist. Gleichzeitig hat sich auch die Nullstellung um 500 rpm verstellt.
Bei BMW gibt's zwar Ersatzteile, aber bei den Preisen kann man sich da gefühlt gleich eine neue Maschine kaufen...

Öffnen wir also die DIY-Werkzeugkiste.
Die folgende Beschreibung wird in der Hoffnung eingestellt, dass sie jemandem nützlich sein könnte. Es wird jedoch keine Haftung für fehlgeschlagene Nachahmungsversuche übernommen.

In diesem Fall wurde an einer F800ST (1) das Instrument ausgebaut, die Reste des alten Glases weggedremelt (Fräse), (2) ein neues Plexiglas zurechtgeschnitten, (3) mit Haushaltsmitteln tiefgezogen und (4) wieder eingeklebt.
1) Das Ausbauen ist schon eine Wissenschaft für sich. Dazu muss der Scheinwerfer von seiner präferierten Position weichen. Er wird von den drei Schrauben am Windschild und jeweils zwei Schrauben auf beiden Seiten hinter der oberen Verkleidung gehalten.
Man muss zum Glück nicht die gesamte Verkleidung abmontieren, es genügt vielmehr, die Spiegel zu entfernen und die vordersten oberen Schrauben zusammen mit den Frontschrauben der Hauptverkleidung zu lösen. Jetzt lässt sich die Verkleidung so weit wegbiegen, dass man von vorne an die versteckten Schrauben der Scheinwerferhalterung kommt.
Das Instrument selbst ist nicht geschraubt, es wird lediglich von U-Ringen an drei Haltestiften fixiert. An diese kommt man wunderbar mit der Zange, sobald der Scheinwerfer in den Seilen hängt und Urlaub macht

2) Beim Modellbaubedarf holt man sich am besten 1,5mm starkes Acrylglas. Die Abdeckscheibe ist eine normale Ellipse mit den ungefähren Durchmessern von 61mm an der kurzen Seite und 71,2mm an der langen. Es empfiehlt sich, am Rohling 1,5mm Randzugabe vorzusehen. Und es empfiehlt sich umso mehr, gleich 3-4 Rohlinge anzufertigen...

3) Das schöne an Acrylglas ist, dass es bei ca. 160°C alles macht, was man will. Um es dahin zu bekommen, muss man auch nicht gerade Umformtechnik o.ä. studiert haben, ein einfacher Backofen von Ikea und Backpapier reichen auch aus. Aus dem Backpapier faltet man am besten eine kleine Tasche für das Glas, damit es nicht verkratzt und sich keine störende Struktur vom Schwamm einprägt, den man zum Aufpressen auf die Form verwendet.
Acrylglas mag keine Temperaturen jenseits der 170°C. Es reagiert darauf allergisch mit Bläschenbildung. 150°C sind noch zu wenig und das Material bleibt störrisch.
Wer mit Ikea leben muss, stellt den vorgeheizten Ofen auf 175°C und holt den Rohling peinlichst genau nach 1:30min heraus (1mm dünnes Glas schon nach 0:45min). Ein Glück, dass wir vorher 3-4 Rohlinge angefertigt haben

Der Kasus Knacksus ist jetzt die Form. Ein Hohlspiegel als Negativ reicht leider nicht, das Originalglas hat eine Überhöhung von etwa 2,5mm. Ein verchromter Badewannenstöpsel von Duravit ist hingegen ideal als Positiv-Form geeignet.

Den weichen Rohling also raus aus dem Ofen, schnellstens auf die Form gelegt und mit einem einfachen Putzschwamm von oben plattgedrückt (das Backpapier schützt ihn von beiden Seiten. Den Rohling jetzt, nicht den Schwamm), entsteht dabei ein Abdeckglas, das man auf den ersten Blick mit dem Original verwechseln könnte.
4) Da alles wieder schön wasserdicht werden muss, muss ein füllender Klebstoff her. In diesem Fall hat sich 5min-Epoxydharz bewährt (in einer Doppelspritze mit dem Titel "UHU plus sofortfest"). Das Zeug hat die richtige Viskosität, um in die letzte Ritze zu laufen und eine schnelle Härtungszeit, um von dort nicht weiter auf den Tisch zu tropfen. Da es trotzdem eine ziemliche Sauerei ist, sollte man vorher alles schön mit Isolierband abkleben, was nicht bleibende Fingerabdruckspuren erhalten soll. Zum Beispiel das aufwendig gefertigte Acrylglas.

So, jetzt muss alles noch trocknen (härten), aber aussehen tut es schon jetzt sehr gut.

Achja, die Drehzahlnadel kann man einfach von der Motorwelle ziehen, die Zündung einschalten (Zeiger stellen sich auf Null) und die Nadel wieder in richtiger Stellung aufsetzen. Das nenne ich deutsche Ingenieurskunst.

Grüße,
Dimi