Es hat eine Weile gedauert, aber schließlich ist mir dann auch noch aufgefallen, daß bei unserem Motormanagement in der F 800 xx zu allem Überfluß auch noch die Luftmassenmessung fehlt. Ich will allerdings nicht ausschließen, daß es bei den K Modellen genau so ist. Wäre mal interessant in Erfahrung zu bringen.
Bis dato hatte ich noch keine Gelegenheit zu prüfen ob unsere F 800 xx einen atmosphärischen Drucksensor haben wie jedes normale andere Motorrad....im übrigen auch die 1200GS von BMW. Da es aber eine BMW ist, erwarte ich das beste vom Besten. Und eine Luftmassenmessung ist nunmal das beste.
In 1990 kaufte ich mir meinen ersten BM325i, E26. Dort war die verbesserte Heißfilm Luftmassenmessung bereits im Einsatz. Also wir reden jetzt von weit über 20 Jahren Motormanagement bei BMW mit dieser Technologie. Die Luftmassenmessung ersetzte die Luftmengenmessung, zumal für Lambda = 1 letztlich die richtige Kombination von Sauerstoff Masse + Kraftstoff Masse für eine vollständige Verbrennung von Entscheidung war/ist. Luftdruck- Änderungen zwischen Meeresspiegel und Gebirge hatten bereits Einfluß auf dieses Massenverhältnis. Wenn es also das Ziel ist eine Gemischaufbereitung exakt immer auf 14,7 A/F ration zu trimmen, reicht es nicht aus, nur das Drosselklappenpotentiometer auszuwerten.
Vor der Heißfilmtechnik existierte in den 80er Jahren die Heizdrahttechnik zur Luftmassenmessung. Das war eine klobige Angelegenheit und machte langzeit betrachtet nur Probleme wegen Dreckablagerungen etv. Kurze Erläuterung: Ein Oberflächen- veredelter Widerstandsdraht wird im Ansaug- Luftstrom aufgespannt. Dieser Draht wird mit einer Konstantstromquelle aufgeheizt. Gleichzeitig ist dieser Messdraht Bestandteil einer Wheatstone Messbrücke. Der angesaugte Luftstrom kühlt den Messdraht je nach Luftstrom mehr oder weniger ab. Die starke Temperaturabhängigkeit von diesem Draht verursacht eine Änderung des Widerstand im Draht. Über die Messbrücke wird diese Veränderung sehr präzise in ein Steuersignal umgewandelt. Der kühlende Effekt am Draht beruht auf der Molekühldichte (Menge) pro Zeiteinheit welche am Draht vorbeiströmt. D.h. in 3000m auf der Zugspitze bei dünnerer Luft, hat der gleiche Luftstrom einen weniger Kühlenden effekt als am Chiemsee, zumal bei der dünnen Luft weniger Molekühle am Draht vorbei rauschen.
Bei der Heißfilmtechnik wurde das Wiederstandsdrahtgerümpel in Form einer gedruckten Schaltung zwischen zwei dünnen Epoxydschichten verbannt. Das führte zu einer Miniaturisierung der Messvorrichtung, reduzierte Produktkosten und erheblich weniger anfällig gegen Dreckablagerungen. Die seit über 20 Jahren existierende Heißfilm Messtechnik würde also auch problemlos Platz in unserer üppigen Luftbox finden. Die bei uns verbaute Bosch Motronic ist seitens der Hardware und Software dafür ausgelegt eine Luftmassenmessung auszuwerten. Die Zusatzkosten für Kabelbaumanteil, Steckverbinder und Messvorrichtung in der Luftbox also keine 10 Euro in der Massenfertigung. Für die Softwareentwicklung liefert Bosch fertige Quellcode Bausteine.
Zudem sind die modernen Heißfilmsensoren schon lage für eine bi-direktionale Luftstrommessung ausgelegt. In bestimmten Lastzuständen kann es zu einer pulsierenden Luftsäule im Ansaugkanal kommen. Kurzzeitig strömen Luftmolekühle also am Sensor vor und zurück. Dies muß erkannt werden damit die Messung nicht verfälscht wird. Insofern gibt es keinen technischen Grund warum bei unseren sehr agilen und drehfreudigen Maschinen keine Luftmassenmessung zum Einsatzkommen soll.
Es war also sehr halbherzig von BMW da mal so eben noch eine popelige 2-Punkt sonde in den Abgastrakt zu quetschen. Ohne die Luftmassenmessung und dann nur mit 2-Punkt Sonde wird defakto die Abgaserei nur verschlimmbessert und das zu Lasten der Laufkultur. Ich würde mir also von BMW jetzt wünschen, daß das Motormanagement wie seit über 20 Jahren im eigenen Haus bekannt, zum Einsatz kommt. Und weil es kein PKW sondern ein Motorrad ist, bitte mit Breitbandsonde im Hintern.
Ich bin davon überzeugt, daß mir jeder Entwickler bei BMW Motorrad sofort zustimmen wird und all dies sicherlich schon lange vor mir wußte.....an dieser Stelle möchte ich ausdrücklich betonen, daß mein Unmut sich nicht gegen die Entwicklung oder die meisten anderen Mitarbeiter von BMW oder gar den ganzen Konzern BMW richtet. Mein Unmut richtet sich gegen die Klugscheißer und Scheißerinen im Produktmanagement, welche durch mangelnde Kenntnis, die Qualität im Hause BMW oftmals ausbremsen.
Einen ganz besonderen Lob möchte ich an alle Mitarbeiter der BMW Niederlassung Dortmund richten. Und damit auch an die Leitung der Niederlassung. Ich bin wirklich angenehm überrascht wie kompetent und geduldig die Mitarbeiter dort sind. Bei dem Murks den Mutterhaus BMW teilweise verzapft, haben diese Leute in Dortmund alle eine Schmerzensgeldzulage auf der Lohntüte verdient !!! Auch der liebe Herr Greil von BMW Direkt verdient meinen Respekt. Sein Job ist wirklich kein Zuckerschlecken. Zum einen wird er von kritischen Kunden wir mir gequält und zum anderen hat er massive Verhaltensvorgaben von seinen Vorgesetzten.
Ich hoffe, daß meine Staub aufwirbelnde Aktivitäten in der Öffentlichkeit, im Hause BMW ein wenig zum positiven ankommt. BMW Motorräder kennzeichnen sich durch Sicherheitsmerkmale teilweise mit Alleinstellung am Markt. Genau dieses Klientel wird von BMW angesprochen. BMW Motorradfahrer wollen ein sicheres Fahrzeug und kaufen daher BMW und nicht Kawasaki. Wenn BMW jetzt also ein sehr sportliches Motorrad wie die F 800 xx auf die Straße schickt, ist das Geruckel und die schlecht dosierbaren Lastwechsel eine Verunsicherung des Fahrers. Ganz besonders in strammer Schräglage. Und Verunsicherung des Fahrers ist psychologisch betrachtet eine Verkehrsgefährdung. Denn ein verunsicherter Fahrer kann durch die Verunsicherung zum Zögern in seiner Reaktion oder gar zur falschen Reaktion verleitet werden. Nicht alle Motorradfahrer haben Nerven wie Drahtseile.
Die Frage des hochwertigen Motormanagement mit hochwertiger Laufkultur ist also nicht nur ein Komfortmerkmal sondern sehr viel mehr ein Sicherheitsaspekt.