Fahreindrücke der Neuen:
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die Links hab ich mir aus dem Bofo "entliehen".
mfG
"Gib eine Schulnote!" Der österreichische Motorradjournalist, einer von den lebensscheuen Wheelie-Stoppie-Knieschneifer-Typen, braucht nicht lang: Es ist eine glatte 1. Ganz ähnlich wenige Stunden zuvor der beste BMW-Kenner der deutschen Motorrad-Fachjournaille, der MO-Redakteur Maiki Schwarz: Nach den ersten fünf Kilometern mit der neuen BMW F 800 ST fährt Schwarz an den Straßenrand, zieht sich den Helm vom Kopf und wenn es einen Gesichtsausdruck für Entgeisterung gibt - da ist er.
Nach 400 Kilometern mit dem ersten Mittelklasse-Motorrad von BMW, zugleich mit dem ersten Reihenzweizylinder der Firmengeschichte, sind auch wir nicht allein damit gewesen, von der F 800 abzusteigen, und noch auf dem Absatz dem BMW-Entwicklungschef die Hand zu reichen - zur Gratulation. So was ist sehr, sehr selten in der Branche, und deshalb hat dieses außerordentliche Motorrad einen lindernden therapeutischen Effekt auf die Leute von BMW-Motorrad: Endlich das Schwarze getroffen. Einmal mitten rein. Fast jedesmal ist soviel so furchtbar in die Grütze gegangen, wenn BMW mit etwas Neuem, Revolutionären herausrückte. Das war beim Vierventil-Boxer so, das ist ihnen auch bei dem neuen Vierzylinder nicht erspart geblieben. Aber die F 800, in den beiden technisch identischen Varianten F 800 S und F 800 ST: Das ist sofort als Meisterwerk anerkannt. Es gibt auf dem Weltmarkt nichts Vergleichbares, nichts Besseres. Eine Ingenieursleistung, erstklassig ohne Einschränkung.
Das stärkste Motiv für das allgemeine Lorbeerkranz-Gewerfe ist der neu entwickelte, wassergekühlte Zweizylindermotor - eine durch und durch skurril konstruierte Maschine. Das einmalige an diesem Motor ist, daß er zwar zwei Zylinder, aber drei Hubzapfen auf der Kurbelwelle hat. Zwei für die beiden Pleuelstangen mit den Kolben. Und einen rätselhaften dritten Hubzapfen in der Mitte dazwischen. Auch auf diesem Hubzapfen rotiert eine Pleuelstange. Aber die schiebt und zieht keinen Kolben rauf und runter. Sie senkt sich in den Motorkeller zur Ölwanne hinab und schlenkert dort mit einer schweren stählernen Stange. Mit dieser tot, nutzlos mitlaufenden Mechanik haben die BMW-Ingenieure gekriegt, was sie haben wollten: Beide Kolben parallel laufen zu lassen, nebeneinander rauf und runter, mit der rotierenden Stange als Gegengewicht. Sie schluckt die Unwucht und die Vibrationen.
Und wofür das alles? Hat nicht Kawasaki auch einen großartigen Zweizylinder gebaut, in der ER-6n? Dort laufen die Kolben gegeneinander: Schießt der eine hoch, knallt der andere runter - das hebt sich unwuchtmäßig gegenseitig auf.
Hätte auch BMW so machen können. Aber dann hätten sie jetzt nicht den weltweit drehmomentstärksten Motor gehabt (in dieser Hubraumklasse). Nur mit den parallelen Kolben sind sensationelle Drehmomentleistungen drin.
85 PS bringt die neue BMW, ein guter, beileibe kein sensationeller Wert für 798 cm3 Hubraum. Aber das Drehmoment - es sind 86 Nm bei nur 5800 Umdrehungen. Das schafft niemand sonst bei dieser Motorgröße, auch kein japanischer Vierzylinder. Was das auf der Straße zu bedeuten hat? Schweres Vertun. Grobe Fehleinschätzungen. Und das schon von weitem.
Wir stehen oben auf einem Berg und sehen was. Tief unter uns eine F 800 S. Sie nimmt sehr langsam die letzte Haarnadelkurve, biegt ein in das Tal mit einer langen Geraden. Dort kriegt die F 800 Saures, volles Gas. Der felsige Hang leitet den kräftig pochenden, scharfkantigen Zweizylinder-Sound der in voller Präsenz nach oben durch. Wir sehen, wie die Maschine zum Sprint ansetzt, sie prescht voran, in 3,5 Sekunden von (fast) null auf hundert - und da stimmt doch was nicht. 100, 150 Meter, die Maschine hat jetzt richtig Tempo drauf, beschleunigt, beschleunigt, beschleunigt, - aber wir hören es nicht. Kein spitzer, steiler, heller tönender Motor, vom Baß bis in den Diskant. Auch kein einziges Mal eine Schaltpause dazwischen. Die F hat nur mäßig an Drehzahlen zugelegt, sie hat ihren Klang nur ganz mäßig in die Höhegeschraubt, und Schalten? War offenbar nicht nötig. Es ging alles übers Drehmoment, nichts über Drehzahlen.
Daran muß sich jeder bei diesem Motor gewöhnen: daß es im sechsten Gang so ab 2500 Umdrehungen geschmeidig vibrierend vorwärts geht bis zum roten Feld bei 9000 Umdrehungen, von Blümchenpflücken-Tempo bis hoch auf Tacho 230 - was so an die echte 220 km/h sein dürfte. Bei mickrigen 3000 Umdrehungen zieht die Maschine schon mit happigen 70 Nm an. Ab 6000 Touren kriegt sie noch mal eine Wut, die erst mit dem Drehzahlbegrenzer haltmacht.
Dieser Motor - er ist die Wucht in Tüten, von BMW konstruiert und entwickelt, gebaut von Rotax in Österreich.
Der rotierende Ausgleichsschlegel ist eine runde Sache, die Maschine läuft mechanisch geschmeidig, mit sanften, animierenden Vibrationen an den Lenkerenden. Und der Sound! Klingt wie ein Boxer, ist aber keiner. Der Klang hängt wie immer am Luftfilterkasten - und da wundert man sich doch, wieso die beiden F 800-Modelle keinen Tankdeckel haben. Warum? Weil der ganze bauchige Platz unter dem Buckeltank nur Luft ist - Raum für den elefantösen Luftfilterkasten. Den Tankrüssel steckt man der F 800 in die Seite, der Sprit wird unter der Sitzbank in der Mitte der Maschine gebunkert, Schwerpunkt und Straßenlage danken auch recht schön.
Ein Billigheimer ist dieses Motorrad nicht - die F 800 S kostet 8450 Euro, der Tourensportler F 800 ST (mit Lenkstange, Vollverkleidung und Gepäckbrücke) kommt auf 9150 Euro - und da sind die 690 Euro fürs ABS (es ist die modernste Version von Bosch) noch nicht mit drin.
Die prächtig motorisierte, 98 PS starke Vierzylinder-Honda CBF 1000 gibt's für nicht einmal 8000 Euro. Aber die Fahrleistungen - Beschleunigung, Spitze, Durchzug - sind beinahe dieselben. Und klar ist auch, daß die BMW sensationell sparsam fährt - bei ruppiger Gangart deutlich unter fünf Litern, eine Sonderleistung der patentierten Einspritzanlage.
Die beiden F 800-Versionen sind aufwendig gemacht - die Räder, die Einarm-Hinterradschwinge, der absolut ruckfreie und extrem haltbare Riemenantrieb fürs Hinterrad etwa.
Zudem ist die BMW sehr viel leichter als die große und kräftige Honda - es sind deutlich über 40 Kilo. Und so leicht fährt die F 800 sich auch. Ein Spitzenfahrwerk, narrensicher und extrem flink selbst in engen Kurven, handlich, spurstabil, überraschungsfrei. Dieses Motorrad könnte in Fahrschulen Karriere machen. Bei Topspeed liegt sie sicher, fühlt sich dann aber leicht an vorn - später sehen wir unter der Verkleidung, an der Telegabel, einen Für-alle-Fälle-Lenkungsdämpfer sitzen.
Die vollverkleidete ST mit ihrem hochliegenden Rohrlenker ist die mit Abstand angenehmste Art, F 800 zu fahren. Fünf-Sterne-Sitzposition, einladender Beifahrer-Platz. Die halbverkleidete S zwingt schon zu einer Verbeugung vor den schön designten Stummellenkern - für Anfänger ist das nicht zu empfehlen. Aber vielleicht wollen wir ja lieber noch ein bißchen warten, auf F 800 Nummer drei, die unverkleidete Roadster. Sie wird F 800 R heißen, und wer weiß - vielleicht steht sie im Herbst auf der Intermot-Messe in Köln. Und, zweites Werweiß: Es gibt eine gute Chance, daß diese Spitzen-BMW ganz knapp unter 8000 Euro kostet.
Ben hat geschrieben:Namd,
Demnächst wird wohl noch ne R1200R rauskommen:
gruß, Ben
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