Nun, das Problem ist vielschichtig - und es war seit Jahren zu erwarten, dass es sich immer weiter aufschaukelt: einerseits eine schwach agierende Legislative, die Schadstoff- und Lärmemissionen nur bei bestimmten Drehzahlen und Geschwindigkeiten reglementiert, was die Hersteller von Motorrädern mehr oder weniger werbewirksam u.a. mit dem Klappenauspuff kontern. Andererseits eine Minderheit von Motorradfahrern, die wenig Verständnis für diejenigen aufbringen, die an den "Rennstrecken" zu Hause sind.
Da mutet der Hinweis, die Lärmgeplagten mögen doch woanders hinziehen, doch sehr zynisch an: viele Immobilien auf dem Land sind selbstgenutztes Eigentum. Wohneigentum an "Rennstrecken" wird man kaum zu Kursen verkaufen können, um vom Erlös eine auch nur annähernd gleichwertige Immobilie dort, wo es "leiser" ist, erwerben zu können. Nicht minder zynisch der Hinweis, dass man an den wenigen schönen Tagen im Jahr, an denen man als Anwohner seine Zeit draußen verbringen kann, den vermeidbaren Lärm anderer quasi kollarteralschadengleich in Kauf nehmen müsse. Wer diesen Standpunkt vertritt, dem sei angeraten, mal ein verlängertes WE an einer solchen Rennstrecke zu verbringen. Ich hatte das mal (eher unfreiwillig) gemacht (spontane Fronleichnamstour in den Schwarzwald - da nimmt man eine Unterkunft, die noch frei ist). Wenn man weder in Ruhe das Feierabendbier noch das Abendessen auf der Sonnenterrasse einnehmen kann, ohne dass pausenlos die Möchtegern-Rossis oder Postpubertären lautstark und in Rennstreckenmanier an der Pension vorbei brettern, dann ist es mehr als nachvollziehbar, wenn Anwohner auf die Barrikaden gehen.
Auch hinkt der Vergleich mit anderen Verkehrsmitteln gewaltig: wo insbes. Flugzeuge und Lkw über die letzten Jahrzehnte immer leiser geworden sind, scheint das zumindest bei Motorrädern nicht der Fall zu sein. Man darf bei derlei Betrachtungen auch nicht vergessen, dass viele Motorradfahrer in Gruppen unterwegs sind, was eine Potenzierung des Problems mit sich bringt.
So lange die Vorgaben der Legislative an die Hersteller von Motorrädern und Zubehörteilen (Auspuffe) derart lasch sind, so lange es weder eine freiwillige Selbstbeschränkung auf Seiten ebendieser Hersteller noch auf Seiten derer gibt, die auf dem Bock sitzen, so lange wird uns das Thema mit den Streckensperrungen begleiten. Der Vorschlag, laute Fahrzeuge (statt einer gesamten Fahrzeuggattung) von der Benutzung bestimmter Straßen auszuschließen, ist wenigstens ein Ansatz, der zeitnah umsetzbar wäre. Wer der Meinung ist, sein Fahrzeug regelmäßig an dessen Leistungs- oder Drehzahlmaximum bewegen zu müssen (oder einfach nur "Spaß" daran hat, das zu tun), dem sei schon allein mit Verweis auf die StVO die Benutzung der Rennstrecke anzuraten. Aber auch dort gelten inzwischen Lärmgrenzwerte, ohne die die Betreiber der Rundstrecken schon längst hätten dichtmachen müssen.