Schön, dass wir das "Bremsflüssigkeitsalterungsproblem" mal etwas akademischer angehen!
Bei einer "gealterten" Bemsflüssigkeit ist das in ihr vorhandene Wasser gelöst. Das ist ein rein physikalischer Effekt. Es handelt sich also nicht um eine chemische Reaktion zwischen der Bremsflüssigkeit (Polyglykole) und dem Wasser. Folglich wird, wenn man diese Lösung entsprechend erhitzt, auch zunächst nur das Wasser in den gasförmigen Zustand übergehen.
Im umgekehrten Fall wird bei entsprechendem Herabsetzen der Temperatur auch zunächst nur das Wasser in den festen Zustand übergehen.
Aber wo wir schon bei der "Alterung" der Bremsflüssigkeit angekommen sind: natürlich ist der Siedepunkt das zunächst einmal entscheidende Kriterium für oder gegen einen regelmäßigen Wechsel. Vergessen werden darf aber auch nicht, dass ein zu hoher Wasseranteil zu entsprechender Korrosion an Bauteilen führen kann. Ob hier schon bei deutlich geringeren Konzentrationen als den schon beschriebenen 3,5% langfristig von einer Gefährdung auszugehen ist, die einen frühzeitigen Wechsel ratdsam erscheinen lasst, vermag ich nicht zu sagen. Sofern hiervon nicht auszugehen ist, halte ich die regelmäßige Überprüfung des Siedepunkts der Bremsflüssigkeit (statt stur nach Wartungsplan durchgeführtem regelmäßigen Wechsel) für durchaus überlegenswert. Nicht zuletzt auch deswegen, weil davon ausgegangen werden kann, dass die Fahrzeughersteller bei den Wechselintervallen vom "worst case" ausgehen, der nur in den allerseltensten Fällen und unter ungünstigsten Bedingungen (u.a. extrem hohe Luftfeuchtigkeit) eintreten wird.
Schlussendlich ist aber nach meinen Erfahrungen auch die Farbe der Bremsflüssigkeit ein Indiz dafür, ob die Bremsflüssigkeit auszutauschen ist.