Hinterradblockade

Die Technik der neuen F800S + F800ST + F800GT.

Re: Hinterradblockade

Beitragvon HarrySpar » 27.06.2013, 07:46

Molch,

ein neues Lager kann doch nicht die Lösung sein, wenn gewisse Toleranzen bei der Fertigung der Welle falsch waren!?!
Korrigier mich wenn ich falsch liege. Aber so wie ich das verstehe, haben die fehlerhaften Toleranzen dazu geführt, daß manche Wellen etwas zu dünn gefertigt wurden, was dazu geführt hat, daß die inneren Lagerschalen auf der Welle gerutscht sind.
Wenn ich also vom Lagerhersteller ein neues Lager kaufe und wieder auf die zu dünne Welle stecke, ist das Problem immer noch da.

In meinem Maschinenbaustudium habe ich gelernt, daß bei einem Wälzlager immer der Ring (äußerer oder innerer Lagerring), der die umlaufende Last hat, fest sitzen muß, also Preßpassung. Und das ist im Falle der Hinterachse der F800S/ST/GT der innere Ring, also der, der auf der Welle sitzt. Denn die Welle dreht sich.

Der äußere Ring, also der der in der Exzenterbüchse steckt, hat die feste Last, denn die Exzenterbuchse dreht sich nicht. Also die Last drückt immer auf die selbe Stelle des Rings. Folglich preßt man den äußeren Ring nicht fest in die Exzenterbuchse.

Also führt doch kein Weg an einer neuen Welle vorbei. Oder halt die Methode des Aufchromens der Welle, damit sie paar Hundertstel Millimeter dicker wird.
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon Roadslug » 27.06.2013, 08:04

Hallo Harry
das hast du genau richtig erkannt und zutreffend formuliert.

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Re: Hinterradblockade

Beitragvon Art Vandelay » 27.06.2013, 08:18

> ... daß bei einem Wälzlager immer der Ring (äußerer oder innerer Lagerring), der die umlaufende Last hat, fest sitzen muß

Ich hab nicht Maschinenbau studiert. Aber ist es nicht relativ, welcher Ring die umlaufende Last hat? Klar, aus unserer Sicht dreht sich das Rad im Motorrad und somit ist das Rad die umlaufende Last. Aber nur deshalb, weil wir es relativ zur Erde zu sehen. Aus der Sicht des Rades dreht sich aber genauso auch das Motorrad um das Rad. Ist alles nur eine Frage des Blickwinkels.

In meinen Augen begründet sich die Existenz eines solchen Lagers ja schon prinzipiell darin, dass beide Ringe 100% fest sein müssen. Egal, welcher Ring jetzt der drehende ist. Sonst kann ich ja gleich auf ein Lager verzichten, bzw. ein Gleitlager verwenden.

PS: Das Reinkleben als Alternative zum Aufchromen wär auch noch eine Möglichkeit.
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon HarrySpar » 27.06.2013, 08:21

Servus Roadslug,

bist du heute auch schon auf? Als Rentner könntest du doch noch locker ne halbe Stunde weiterschlafen. :D Regnet doch eh nur heute.

Ich bin mir bei der ganzen Lagerproblematik auch noch nicht sicher. Habe mir halt einfach schon öfter die Explosionszeichnungen (Ersatzteilkatalog und Reparatur-DVD) angesehen. Und ich lese halt alles, was hier im Forum so geschrieben wird.
Und ich versuche, mir mehr und mehr einen Reim draus zu machen.
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon HarrySpar » 27.06.2013, 08:31

Art Vandelay,

in diesem Fall hat ganz klar der innere Ring die umlaufende Last.
Es geht darum, ob die Wälzkörper (z.B. Kugeln oder Zylinderrollen) den Ring immer an der selben Stelle belasten (drücken) oder immer abwechslend in allen Winkelbereichen.

Der Ring hat 360° Umfang. Der Innenring wird bei jeder kompletten Umdrehung des Hinterrades nacheinender in jedem Winkelbereich von den Wälzkörpern (z.B. Kugeln oder Zylinderrollen) abwechselnd belastet.

Aber der Außenring wird sein Leben lang immer nur im selben Winkelbereich belastet. Egal wie das Hinterrad steht.

Also muß der Innenring eine feste Preßpassung haben. Aber der Außenring nicht. Der Außenring kann relativ locker sitzen, weil er immer an der selben Stelle belastet wird und daher auch keine Anregung hat, sich irgendwie mitzudrehen.
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon Art Vandelay » 27.06.2013, 08:37

Ah, verstehe. :idea: Danke für die Erklärung!
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon HarrySpar » 27.06.2013, 08:55

Art Vandelay hat geschrieben:Ah, verstehe. :idea: Danke für die Erklärung!

Macht dann 5€ :D
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon Molch » 27.06.2013, 09:39

Wenn ich also vom Lagerhersteller ein neues Lager kaufe und wieder auf die zu dünne Welle stecke, ist das Problem immer noch da


Nur wenn ich das Lager demontiere sehe ich ob es fest auf der Welle sitzt und wenn ich es dann wieder montiere setze ich gleich ein Neues mit Loctide auf der Welle ein. Die Wellen sind wenn sie falsche Toleranzen haben sicher nicht im Hunderstel- bereich zu dünn, sind eher ein paar Tausendstel. Und wenn der Innenring schon auf der Welle Schaden hinterlassen hat würde man das optisch wohl auch erkennen und könnte Gegenmaßnahmen einleiten. :mrgreen:
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon HarrySpar » 27.06.2013, 10:02

Diese Loctite-Methode könnte gehen.
Bin mir nur nicht sicher, ob Loctite auf Dauer fest (und dicht) bleiben wird.
Wie gesagt, der Innenring wird mit umlaufender Last belastet.
D.h. die Belastung unterliegt beim Drehen des Hinterrades einer permanenten Richtungsänderung.
Ich befürchte halt da die Gefahr, daß sich das Loctite nach einiger Zeit lockert und dann wieder genauso Wasser eindringen kann wie vorher und die Misere wieder von vorn losgeht.

Man sollte diesen Loctite-Vorschlag mal zur BMW-Entwicklungsabteilung bringen, was die dazu meinen.

Wenn das funktioniert, wäre das natürlich die einfachste und billigste Lösung für das gesamte Problem.
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon timd » 27.06.2013, 10:36

HarrySpar hat geschrieben:Man sollte diesen Loctite-Vorschlag mal zur BMW-Entwicklungsabteilung bringen, was die dazu meinen.

Wenn das funktioniert, wäre das natürlich die einfachste und billigste Lösung für das gesamte Problem.


wenn es funktioniert, dann wäre das die für alle seiten einigermaßen funktionierende rückrufaktion: 'wir' haben das gefühl, dass das problem ernstgenommen wird, bmw hat halbwegs überschaubare kosten (arbeitslohn plus fast nichts, immer noch besser als massenhafter teiletausch) und ist aus dem schneider, wenn nach dem rückruf defekte auftreten, zumindest wenn die besitzer dem rückruf nicht gefolgt sind.
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon AtomAmeise » 27.06.2013, 11:06

Molch hat geschrieben:Nur wenn ich das Lager demontiere sehe ich ob es fest auf der Welle sitzt und wenn ich es dann wieder montiere setze ich gleich ein Neues mit Loctide auf der Welle ein. Die Wellen sind wenn sie falsche Toleranzen haben sicher nicht im Hunderstel- bereich zu dünn, sind eher ein paar Tausendstel. Und wenn der Innenring schon auf der Welle Schaden hinterlassen hat würde man das optisch wohl auch erkennen und könnte Gegenmaßnahmen einleiten. :mrgreen:


Deine Ruhe möchte ich haben ;)
Setzen wir mal voraus, ich möchte meine Maschine entsprechend überprüfen lassen. Wie müsste mein Arbeitsauftrag an den Schrauber lauten? "Radlager und Welle überprüfen - Lager tauschen bzw. mit Loctite verkleben. Antriebswelle auf Schäden hin begutachten. Ggf. Tausch Antriebswelle"?
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon Roadslug » 27.06.2013, 12:34

HarrySpar hat geschrieben:Servus Roadslug,

bist du heute auch schon auf? Als Rentner könntest du doch noch locker ne halbe Stunde weiterschlafen. :D Regnet doch eh nur heute.
Nun ja, bei mir schlägt schon die senile Bettflucht zu. :mrgreen:
Aber Spass beiseite, mein werter Sohn verlässt um 7:00Uhr das Haus und da das in der Regel so lautstark passiert werde ich selbst aus dem tiefsten Schlummer gerissen. Und wenn ich schon mal wach bin stehe ich auch auf. Abgesehen davon war ich heute schon im Fitness-Studio um die alten Knochen wieder auf Vordermann zu bringen, da warst du wahrscheinlich noch nicht mal richtig wach. :wink:

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Re: Hinterradblockade

Beitragvon HarrySpar » 27.06.2013, 13:54

Roadslug hat geschrieben:...da warst du wahrscheinlich noch nicht mal richtig wach. :wink:

Da bin ich bereits im Büro aufgeschlagen! :D
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon timd » 27.06.2013, 14:09

HarrySpar hat geschrieben:
Roadslug hat geschrieben:...da warst du wahrscheinlich noch nicht mal richtig wach. :wink:

Da bin ich bereits im Büro aufgeschlagen! :D


vermutlich habt ihr beide recht ;)
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Re: Hinterradblockade

Beitragvon Lemmy » 27.06.2013, 20:37

Hallo,
ich lese hier schon eine Weile mit, aber mir erschließt sich immer noch nicht, warum das Hinterrad durch eine Fehlpassung blockieren soll. Das würde zu erhöhtem Spiel führen, aber bestimmt nicht zum blockieren. Meiner Meinung nach kann das nur passieren, wenn sich der Lagerkäfig zerbröselt und sich die Kugeln auf einer Seite des Lagers sammeln. Dadurch würde sich die Achse nach vorne ziehen und verkanten. Das würde auch ein Spiel des Rades um Zentimeter erklären. Ein Trockenlaufen durch eindringendes Wasser und Korrosion können da natürlich ursächlich sein. Ein Heißlaufen durch eine Fehlpassung kann ich mir dagegen nur schwer vorstellen und etwas erhöhte Temperatur sollte ein Lager ja auch aushalten können. Jeder Elektromotor hat dauergeschmierte Lager. Die laufen zum Teil Jahrzehnte ununterbrochen und bestimmt nicht nur mit 22°C.
Als jugendliche Motorradfahrer hatten wir auf einer Tour mal eine Panne. Ein Kumpel hatte seine Kette zu straff gespannt. Die Folge war ein Lagerschaden an der Getreibeabtrieswelle (Ritzel). Käfig kaputt, Kugeln flogen umher und das Getriebe hat blockiert weil sich die Welle nach hinten gezogen hat. Vieleicht ist in dem ein oder anderer Fall ja auch ein zu straffer Zahnriemen mit Schuld ? Das ist hier ja auch schon angesprochen worden.
Kann vieleich mal Einer eine Schnittzeichnung einstellen, falls noch nicht geschehen.

Gruß Michael
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