Bevor hier die Diskussion noch weiter in die falsche Richtung galoppiert:
OSM62 hat geschrieben:Jeder gut abgestimmte 4 Zylinder tuts für das von Harry gewünschte Laufverhalten besser als irgendein 2-Zylindermoped.
Nicht in Gänze... Betrachten wir doch einfach nur mal die "Basics" bem Motorenbau (man möge mich ggf. korrigieren - bin kein Maschinenbauer):
- eine höhere Anzahl der Zylinder erhöht prinzipiell die Laufruhe
- eine Erhöhung der Einzelhubräume erhöht prinzipiell das Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen
Bei Beidem sind im Motorradbau Grenzen gesetzt (Baugröße und Gewicht des Motors). Also muss man sich für das Eine oder Andere (bzw. einen Kompromiss) entscheiden. Nicht zuletzt spielen auch "Marketing-" oder "Imageüberlegungen" eine Rolle.
Um die Diskussion nicht zu "verkomplifizieren" (und weil wir uns hier im Wesentlchen über die Zylinderzahl unterhalten), sollen folgende Aspekte außen vor bleiben - mit denen man natürlich auch die Leistungs- oder Drehmomentkurve beeinflussen kann:
- Arbeitsverfahren (also 2- oder 4-Takt)
- Zündverfahren (also Selbst- oder Fremdzünder)
- Füllungsart (also Sauger oder Kompressor / Turbo)
Will der Harry nun einen Motor, der ausreichend Drehmoment und Laufruhe bei niedrigen Drehzahlen bereit stellt, dann geht an einem großvolumigen Vierzylinder kein Weg vorbei. Klar, das steht seinem Wunsch nach einem "leichten" Motorrad entgegen. Also muss eine erste Entscheidung her: entweder Laufruhe eines kleinvolumigen Vierzylinders, der bei niedrigen Drehzahlen entsprechend wenig Drehmoment bereit stellt, oder einen nahezu gleichvolumigen Zweizylinder, dem es bei niedrigen Drehzahlen an Laufruhe fehlt, der aber (in eingeschränkem Maß) noch Drehmoment bereit stellt. Und jetzt kommt die Bauform des Motors ins Spiel: mit einem Zweizylinder-Boxermotor könnte man Harry sowohl die von ihm geforderte Laufruhe bei gleichzeitig für ihn "brauchbarem" Drehmomentverlauf bereit stellen. Den Boxermotor der R-Reihe will er nicht (weil das Motorrad dann wiederum zu groß / schwer wird), und Boxermotoren um 800 - 1.000 m³ gibt es m.W. aktuell auf dem Motorradmarkt nicht. Immerhin aber bietet der "Zweizylindermarkt" bauchbare Alternativen, zumal BMW dem Zweizylinder per Ausgleichswelle eine im Vergleich zu V2-Motoren einigermaßen "zivile" Laufruhe "anerzogen" hat.
Also besteht die Wahl:
- "kleiner" Vierzylinder, der laufruhiger ist, aber etwas mehr Schaltarbeit erfordert, um die Drehmomentschwäche auszugleichen
- gleich großer Zweizylinder, idealerweise als Gleichläufer / Paralleltwin mit Ausgleichswelle, der zwar weniger Laufruhe mitbringt, dafür aber einen "praxisgerechteren" Drehmomentverlauf besitzt
Bisher scheint Harry mit Letzterem (also der F800S) ja ganz gut klar gekommen zu sein. Mit einem "hackenden" V-2 oder Eintopf tut man ihm natürlich keinen Gefallen. Ob ein Vierzylinder mit etwas mehr Schaltarbeit eine Lösung ist, kann / muss Harry selbst ausprobieren.