Ich glaube, der Artikel könnte dem ein oder anderen gefallen. Hört sich fast an, als wenn der Redakteur auf BMWs Gehaltsliste steht...
"Ein Motorrad fürs Leben
Die neue BMW F 800 GS spielt bei den mittelgroßen Reise-Enduros in einer eigenen Liga. Design, Straßenlage und Motor haben momentan keine Konkurrenz
Dürfen wir einmal unprofessionell sein? Also bitte: Wir gratulieren BMW zu diesem Motorrad. Eine einzigartige Maschine - und sehr deutsch. So typisch deutsch wie eine Harley-Davidson amerikanisch und eine Ducati italienisch ist. Dieses Motorrad ist eine derart klassisch-deutsche BMW, dass jeder schon von Weitem weiß: Was hier herangestochen kommt, kann keine Honda, keine Suzuki oder Kawasaki sein.
Das bestverkaufte Motorrad in Deutschland ist die R 1200 GS, eine BMW mit Boxermotor. Ein technisch merkwürdiges, beim ersten Anblick skurriles Motorrad, alles andere als preisgünstig. Aber ein Geniestreich, was sich nicht von jedem BMW-Motorradmodell behaupten lässt. Jetzt hat BMW wiederum so einen Geniestreich zustande gebracht, die F 800 GS. Sie ist eine komplette Neukonstruktion, ein 800-ccm-Motorrad zwischen allen gängigen Hubraumklassen, skurril, abgefahren, mit exzentrischer Technik.
Mit dem Kürzel GS meint BMW Gelände/Straße - diese GS ist wie das große GS-Boxermodell eine kräftige, schnelle Reisemaschine. Ihr Design hat geschwisterliche Ähnlichkeit mit der großen GS. Auch die kleine F 800 GS trägt einen Schnabel über dem Vorderrad vor sich her. Allerdings tritt sie mit ihrem eng wie ein Leibchen anliegenden Gitterrohrrahmen als eine sehnig-sportliche Erscheinung auf, im Vergleich mit der dicken und viel schwereren großen GS wird das deutlich. Beide Maschinen fahren auch dann noch weiter, wenn der Asphalt zu Ende geht und der steile, buckelige Feldweg, die Lehmpiste oder die Wüste beginnt. Die 800er bringt es mühelos auf über 200 Spitze, sie spurtet mit enormem Durchzug los. Das kann sie fast so gut wie die Große. Aber dann ist auch schon Schluss mit den Gemeinsamkeiten. Die F 800 GS ist einen halben Zentner leichter und rund 3000 Euro billiger als die große Bestseller-GS. Und es gibt es ein paar Dinge, die die Kleine deutlich besser kann. Sie ist ein sehr schlankes Motorrad mit üppigen Federwegen, mächtiger Teleskopgabel, einem großen 21-Zoll-Speichenrad vorn und einem extrem kleinen Wendekreis. Das alles ist nur bei Geländemaschinen üblich - und auf steilen, rutschigen Wegen, auf Matsch, Sand oder üblen Buckelpisten macht der Kleinen auch die große GS nichts vor, von der japanischen Endurokonkurrenz ganz zu schweigen.
Wir sind mit der F 800 GS über tief zerfurchte Lehmwege gebrettert, über Steinbrocken, durch Schlamm. Danach mit Tempo und Schräglage über kurvige, schnelle Straßen. Nach rund 250 Kilometern kann man das kaum anders zusammenfassen als so: Dass es gegenwärtig kein zweites Motorrad gibt, mit dem man verlässlicher die Erde umrunden könnte.
Dieses Fahrwerk ist durch keine Zumutung zu beeindrucken, die 800er bleibt topstabil bei Spitzengeschwindigkeiten auf der Straße, es ist leicht und narrensicher in die Kurven zu legen und so wendig dabei. Das Fahrwerk ist auf der Straße wie im Gelände von unerschütterlicher Souveränität. Was damit gemeint ist, wissen ungeübte, eher ängstliche Fahrer nach ein paar Kilometern.Solche Reiseenduro-Motorräder wie die große oder die kleine GS gibt es zwar zuhauf - am ehesten ist die neue BMW mit der Kawasaki Versys zu vergleichen, der Honda Transalp, der Suzuki V-Strom. Aber was heißt hier vergleichen? BMW eröffnet mit diesem Motorrad eine eigene Klasse. Die kleine GS kommt zwar mit 207 Kilo vollgetankt auf das gleiche Gewicht wie die japanische Konkurrenz. Sie hat auch mit der bequem-aufrechten Überblicks-Sitzhaltung die gleiche Langstreckenfähigkeit. Aber alle drei japanischen Maschinen sind mit 650-ccm-Motoren bestückt. Dagegen tritt die BMW mit einem neu konstruierten, erheblich saftigeren 800-ccm-Motor an - bei gleichem Gewicht eine völlig andere Leistungs-Liga. Hierzu gibt es auch aus Japan keine Konkurrenz. Nur Honda hatte vor Jahren mit der Africa Twin (V2, 750 ccm) etwas Ähnliches anzubieten.Die neue BMW hat einen Reihen-Zweizylinder mit 85 PS, eine Maschine mit ordentlichem Drehmomentschub von ganz unten bis in den Drehzahlbegrenzer hinein. Als Kraftmeier, der er ist, lässt es der Zweizylinder sehr gleichmäßig angehen - es ist ziemlich egal, bei welcher Drehzahl, in welchem Gang man Beschleunigung spüren will: Die Maschine geht sanft, aber mit starkem Nachdruck ans Werk. Das alles bei geringem Spritverbrauch - bei unseren intensiven Testfahrten nur 4,8 Liter.Einen sehr ähnlichen Motor gibt es in zwei jüngeren Sportmodellen von BMW. Auch in deren Reihen-Zweizylindern fahren die Kolben gleichzeitig auf und ab - was zu derb rüttelnder Unwucht führen müsste. Zur Beruhigung haben die Techniker eine dritte Pleuelstange mit einem beweglichen Gegengewicht an die Kurbelwelle montiert - eine einzigartige Konstruktion, die so gut funktioniert, dass der Sport-Motor auf dem Prüfstand zehn PS mehr brachte, als in den Papieren steht. Bei der F 800 GS fühlt sich das nicht so an, da bleibt es bei den angegebenen 85 PS. Allerdings hat die Maschine deutlich mehr Dampf bei niedrigen Drehzahlen.
Die neue BMW ist ein aufwendig gebautes, blitzsauber gemachtes Motorrad. Eins, das durch dick und dünn marschiert, vermutlich eine Anschaffung fürs Leben. So etwas hat natürlich seinen Preis - 10 420 Euro, ABS inklusive."