Egon, ich saß einmal auf einem Gurtsimulator vom ADAC, da rauscht man mit nem Schlitten, angeschnallt auf nem Autositz, mit satten 15km/h gegen ein festes Hindernis, meine Fresse, das war ein Schlag.
Zu Unfällen, ich hatte in jungen Jahren mit meiner R 75-5 zwei ganz unterschiedliche Unfälle. Beide übrigens mit nem OPEL als Gegner.
Der Erste spielte sich in der Stadt ab, 40-50 km/h, Opel nimmt mir sehr plötzlich die Vorfahrt, Riesenschwalbe über den Opel, alles was auf meiner rechten Körperseite ist war geprellt und tat schweineweh, und das für längere Zeit. Motorrad war zu retten. Opel hatte ne fette Beule in der Seite. Volle Sicherheitskleidung des Jahres 1980
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Der andere Unfall spielte sich fast vor unserer Haustür ab. Hatte Stress mit meinem Vater, setze mich "zum Abkühlen" aufs Motorrad. Sicherheitskleidung bestehend aus Alpinstars Stiefeln, IXS Lederlatzhose, weißes T-shirt, kein Helm, keine Handschuhe, keine Lederjacke, kein freier Kopf.
Ich knack also mit hohem Tempo, bestimmt über 100km/h innerorts, die Straße hoch, von vorn kommt ein Bus, der Bus biegt ab und hinter dem Heck kommt mit elegantem Schlenker ein Opel hervor, kommt halb auf meine Fahrbahn, Frau am Steuer guckt noch erschrocken und die BMW wird links zur Flex. Den Opel am vorderen Radkasten gepackt, A-Säule und B-Säule zerfetzt, Tür zerfetzt, und vor dem hinteren Radlauf wieder raus. Dann etwas zu weit nach rechts geraten und ne Hecke zerstört, einen Gartentorsockel (gemauert) umgeschubst und wieder auf die Straße zurück. Dann das Motorrad eingefangen und gewendet.
Motorrad wirtschaftlicher Totalschaden (habs trotzdem wieder aufgebaut). Keine Schramme am Körper, evtl. erhöhtes Adrenalin aber ich glaube heute würde ich mich mehr erschrecken, und der Opel natürlich auch ein Wrack. Das es nicht zum Sturz kam lag hauptsächlich am hohen Tempo und sehr spitzem Einschlagwinkel, wie ein Stein den man übers Wasser wirft .....
Was hab ich draus gelernt ?
Aus dem ersten Unfall habe ich gelernt meine Umgebung noch besser zu beobachten und mich möglichst aus dem Verkehr fernzuhalten, also keine Gruppenfahrten (wir waren zu viert und ich konnte nicht ausweichen ohne meine Kumpel umzufahren) und möglichst auch nicht in der Rush Hour durch Hamburg.
Aus dem zweiten Unfall habe ich eigentlich fast nichts gelernt, da hab ich nur saumäßiges Glück gehabt, zumindest fahre ich nicht mehr mit dem Motorrad ne heiße Runde wenn ich mich geärgert habe. Ebensowenig fahre ich wenn ich müde bin oder sonstwie geplättet. Nen Helm setze ich seit dem immer auf, Handschuhe ebenfalls, sogar ne Lederjacke ziehe ich an, allerdings, vollkommen gegenläufig dazu, fahre ich ab und an in Jeans und Turnschuhen
Ich bin der Meinung stürzen gehört dazu, no pain no glory, die Erfahrungen im Grenzbereich, diese Geschichten die jeder Junge mit seinem Mofa oder Kleinkraftrad erlebt hat, ausrutschen auf Sand, wie fühlt es sich an und was hab ich für Chancen, das muß sein. Damit schärft man seine Sinne.
Ich sehe bei meiner Frau das ihr das fehlt, sie weiß nicht wie es wehtut wenn man auf die Schnauze fällt, ich hoffe sie erfährt es nie, aber manchmal sticht die in Ecken rein, da würde ich nicht so durchsemmeln, nun ja, Späteinsteigerin gepaart mit echter Lust an Power und dazu ein kräftiges mopped, ne explosive Mischung.
Seht mal alle zu nicht zu stürzen und trotzdem Freude am Motorrad zu haben. Immer wenn man sich einmal nicht sicher ist ob man alles im Griff hat, ein Fahrsicherheitstrining buchen, oder auf die Renne, da kann man das Motorrad einmal wegwerfen, das ist nicht schlimm, gibt nur ein paar Macken ..... aber dafür gibt es ja polnische Billigkleidchen