von Andreas vwWe » 21.02.2019, 18:39
Hi,
ich kann die F800R, die ich 40.000 km in zweieinhalb Jahren gefahren bin, für Solo- und Soziusbetrieb nur empfehlen, wenn das Budget bei 6.000 Euro liegt; wir haben für meinen Sohn im Herbst eine 2014er mit nur knapp 2.000 km mit Vollausstattung und Koffern in neuwertigem Zustand für 5.500 Euro gekauft - dafür gibt es keine R1200R, auch nicht für zwei Riesen mehr.
In der genannten Preiskategorie ist es schwer, ein anderes Motorrad zu finden, das derartig vielseitig ist wie die F800R: Flotter Kurvenfeger, voll reise- und soziustauglich (200 kg Zuladung, gutes Koffersystem von BMW), leicht zu fahren, preiswert im Unterhalt, unproblematisch hinsichtlich Pflege, Wartung und Reparatur.
Aber kein Licht ohne Schatten:
Der Motor der MT09 dürfte in vielerlei Hinsicht noch mehr überzeugen, vor allem das Drehmomentloch bei ca. 4.000 upm war bei der BMW nervig; allerdings lässt sich das mit einer neuen Motorabstimmung stopfen, was aber eine Kleinigkeit kostet. Übrigens hat auch der R12-Boxer keinen optimalen Drehmomentverlauf, das Thema ist erst mit der 1250er Geschichte.
Die lange Übersetzung lässt sich mit einem Ritzeltausch für 15 Euro beseitigen; ab Modelljahr 2015 ist das bereits ab Werk besser. Überdies haben diese Modelle eine Usd-Gabel und nicht mehr die Taucherbrillenfront. Beides ist in erster Linie ein optisches Upgrade, denn die alte Gabel war zwar nicht spitze, aber ebenso wie das Federbein für den Normalfahrer in Ordnung. Wenn man sehr viel zu zweit unterwegs ist, wäre der Tausch gegen ein Wilbers natürlich sinnvoll. Die Neue hat weiter vorne liegende Fußrasten, so dass man weniger sportlich und etwas inaktiv auf der Mühle sitzt - ich fand die Kombination aus hoher Sitzbank und weiter hinten liegenden Rasten immer sehr angenehm, auch auf 600km-Etappen mit Sozia.
Die F800GS ist im Vergleich zur R bei ansonsten gleichen Werten von Alter und Laufleistung immer deutlich teurer; wenn man viel auf schlechten Straßen unterwegs ist, wäre das sicher eine gute Investition, in West- und Mitteleuropa ist es allenfalls nice to have. Natürlich ist sie etwas komfortabler als die R, was ihre Soziustauglichkeit noch mal steigert, für den Ausritt alleine in kurvigem Geläuf wäre mir die R aber lieber.
Ich hielte an Deiner Stelle nach einem wenig gefahrenen Exemplar der R bis Baujahr 2014 mit Vollausstattung Ausschau, denn so bekommst Du das meiste für's Geld.
Bei Fragen meldest Du Dich.
Gruß
Andreas